Was bedeuten die Zahlen des RKI für die Nachfolge?

Worst Case

In diesem Beitrag möchte ich die aktuellen Zahlen (10.04.2020) des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Krise mit einigen Zahlen des Nachfolgemonitors vergleichen. Im Zentrum stehen dabei der Vergleich nach Bundesland und Altersgruppe.

Vergleich von Corona-Fällen und Nachfolgebedarf nach Bundesländern

Die aktuellen Daten des RKI (Stand 10.04.2020) zeigen, dass insbesondere Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stark von Covid-19-Infektionen betroffen sind, gemessen an der Fallzahl je 100.000 Einwohnern. Die jeweils aktuelle Karte des RKI finden Sie hier.

Quelle: RKI/NPGEO Corona

Bei einem Vergleich dieser Karte mit der Verteilung der aktiven Unternehmen in Deutschland insgesamt (Nachfolgemonitor 2019, Abb. 67) und der aktiven Kleinstunternehmen (Nachfolgemonitor 2019, Abb. 69) fallen Parallelen besonders in Baden-Württemberg auf, das sowohl eine hohe relative Fallanzahl, viele Unternehmen und speziell auch viele Kleinstunternehmen aufweist. (Die Karten sollen hier nur einer qualitativen Einschätzung dienen, je dunkler ein Bundesland eingefärbt ist, desto höher ist die dargestellte absolute Häufigkeit.)


 
Die Häufigkeit der Kleinstunternehmen ist hier von besonderem Interesse, da bei den Unternehmen in dieser Größenklasse die Inhaberabhängigkeit i. d. R. sehr stark ausgeprägt ist und ein Ausfall der Unternehmerin bzw. des Unternehmers oft schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Bei einem vorübergehenden Ausfall der Unternehmerin bzw. des Unternehmers kann dies ggf. - je nach Branche und Unternehmensgröße - noch durch die Belegschaft kompensiert werden. Das Risiko, dass bei einem längerfristigen oder endgültigen Ausfall der Unternehmerin bzw. des Unternehmers keine kurzfristige Lösung für die Fortführung gefunden wird, dürfte vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage bei diesen Unternehmen als sehr hoch eingeschätzt werden.

Vergleich von Corona-Risikogruppen und Altersgruppen nach Bundesland

Das Robert-Koch-Institut sammelt aktuell auch Erkenntnisse zu den Risikogruppen (vgl. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html). Demnach steigt das Risiko einer schweren Erkrankung zwischen 50 und 60 stetig an. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl der Todesfälle nach Altersgruppen wider (vgl. dazu auch die Darstellung von ntv.):

Quelle: RKI, gefunden bei ntv

Risikogruppe und Übergebendengruppe überschneiden sich 

Auch, wenn sich die Zahlen tagtäglich ändern, scheint deutlich zu werden, dass sich die Risikogruppe und die Gruppe der Übergebenden zum Teil überschneiden. Das betrifft insbesondere die Unternehmerinnen und Unternehmer, die das 65. Lebensjahr bereits überschritten haben.

Quelle: RKI/Nachfolgemonitor 2019
Die Bundesländer unterscheiden sich danach, in welchem Alter die Unternehmer/innen die Verantwortung für die Unternehmung übergeben. Im bundesdeutschen Durchschnitt liegt es bei 66,2 Jahren und somit in einem Bereich steigenden Corona-Risikos.

Quelle: Nachfolgemonitor 2019

Konsequenzen

Der Anteil der tödlich verlaufenden Fälle ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern glücklicherweise relativ niedrig, wie sich bspw. auf https://www.worldometers.info/coronavirus/ verfolgen lässt. Für jeden einzelnen Betroffenen sind die Konsequenzen dennoch fatal.

So auch für die Unternehmer/innen und ihre Unternehmen - sie sollten daher unbedingt im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Belegschaft, ihrer Kunden und Lieferanten die gebotenen Maßnahmen einleiten.
  • Vermeidung: Eine Infektion der Chefin oder des Chefs sollte unbedingt verhindert werden, falls möglich durch freiwillige Quarantäne.
  • Vorsorge: Bereiten Sie das Unternehmen auf den Fall der Fälle vor - erstellen oder aktualisieren Sie jetzt Ihr Notfallhandbuch. Sie finden hierfür bei den Industrie- und Handelskammern gute Vorlagen zum Herunterladen, hier zum z. B. das Notfallhandbuch der IHK Berlin.
Diese Maßnahmen entsprechen unternehmerischer Verantwortung und schaffen die Voraussetzung dafür, dass die Unternehmung nach der aktuellen Phase des "Shutdowns" wieder aktiv werden kann - nicht mehr und nicht weniger. Da von einem wirtschaftlichen Abschwung ausgegangen werden muss (vgl. dazu die Szenarien des Sachverständigenrates), von dem weder Ausmaß noch Dauer bekannt sind, steht die eigentliche Herausforderung den Unternehmen noch bevor.

Schlussbemerkung

Mit diesem Beitrag wollte ich einen Blick auf den Worst Case werfen. Versterben Unternehmer/innen, ist das leider nur zu allzu oft auch mit dem Tod der Unternehmung verbunden. Die absolut niedrige Zahl tödlich verlaufender Covid-19-Infektionen in Deutschland gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass der Deutschen Wirtschaft dieses drastische Szenario des praktisch gleichzeitigen Verlusts tausender Unternehmen aufgrund des Ablebens der Unternehmer/innen erspart bleibt.

Es würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen ein paar Impulse geben konnte, und würde mich sehr über Ihr Feedback freuen, gerne über die Kommentarfunktion des Blogs oder per E-Mail an blog@nachfolgemonitor.de. Schreiben Sie mir auch gerne, wenn Sie weitere Anregungen, Ideen oder Kritik haben.

Bleiben Sie gesund!

Mit herzlichen Grüßen,
Ihr
Holger Wassermann

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